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Im Sommer 1948 spielte Hooker im
Sensation Club von Detroit. Dort sprach ihn der Talentscout und
Ladenbesitzer Elmer Barbee an, der mit Hooker Demo-Aufnahmen in
seinem Hinterzimmer machte. Mit ziemlicher Sicherheit passierte
diese erste Hooker-Session am 12. Juni 1948 und der aufgenommene
Titel hieß ROCKS. Mit diesem Demo gingen Barbee und Hooker hausieren.
Im November war es soweit: Das Detroiter Sensation Label nahm ihn
unter Vertrag, ließ ihn BOOGIE CHILLEN aufnehmen und verdealte Künstler
und Song gleich weiter an das kalifornische Label Modern Records,
mit denen Hooker einen Exklusiv-Vertrag abschloß. BOOGIE CHILLEN
war ein Instant Hit auf dem Race Market und John Lee Hooker ein
Star.
Exkurs: BOOGIE CHILLEN war der Song,
der vielen jungen Schwarzen den Kick gab, selbst Musik zu machen.
BOOGIE CHILLEN war Punk. Du mußtest nicht mehr das als altmodische
Zeug der Väter nachbeten. Du mußtest plötzlich kein Instrumental-Genie
mehr sein. Du mußtest nur noch den Rhythmus hinkriegen, den Verstärker
aufdrehen und möglichst hübsche Verzerrungen produzieren. Bo Diddley
fing sofort an, seine Gitarre zu schnitzen.
Die Bluespuristen haben John Lee Hooker
gehaßt für das, was er ihrer Musik antat. "Das ist keine Musik.
Das sind nur einzelne Noten", meint etwa Hayes McMullen. Und Paul
Oliver hat in seinem Standardwerk DIE STORY DES BLUES kaum zehn
Zeilen für Hooker übrig. Richtig: John Lee Hooker kümmerte sich
damals und heute nicht um das berühmte Bluesschema. Aber es klingt
immer nach Blues. Seine Texte reimen sich selten. Aber sie klingen
immer wie gut gereimt. Seine Begleitbands verzweifeln regelmäßig,
wenn sie mit dem Alten spielen müssen, weil er weder Tonart noch
Taktschema beachtet. Aber mit einzelnen Musikern wie Eddie Kirkland,
Eddie Burns, Bernard Purdie oder Eddie Taylor gibt es Live-Aufnahmen
und Studiosessions, die von traumwandlerischem Verständnis zeugen.
Aber das wirklich geniale, das wirklich gefährliche ist der Mann
allein, wenn die Gitarre nur seiner Stimme zu antworten hat, wenn
er mit diesem Don-Corleone-Grummeln seine Drohungen ausstößt oder
mit scharfer Stimme Ohrfeigen austeilt. Und wer sich das Vergnügen
leisten will, den gleichen Song in verschiedenen Aufnahmen zu hören,
wird nie eine identische, immer eine veränderte, eine neuerfundene
Version finden. Und um die kurze Analyse von John Lee Hookers Besonderheiten
abzurunden, ein Zitat des Bluesforschers Phil McNeill: "Er hämmert
diese dissonanten Klänge auf seiner Gitarre, daß einem die Nervenenden
entzünden, und dann macht er Pausen, Pausen zwischen einzelnen Noten,
die so lang und so unberechenbar sind, daß noch jeder Möchtegern-Imitator
darüber die Nerven verloren hat."
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BOOGIE CHILLEN
TWO WHITE HORSES
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