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Ende der sechziger Jahre: Unser Mann ist inzwischen gut fünfzig
Jahre alt, hatte ein paar Race-Hits und eine ansonsten ausgeglichene
Blues-Karriere hinter sich. John Lee Hooker geht es ganz gut, als
ihn mit einem Mal die weißen Rockmusiker immer fester und fester
umarmen. Da setzt er auf das neue Pferd "weißes Publikum", weil
er mit Recht meint, der bessere Hooker zu sein, verglichen mit seinem
Kopisten VAN MORRISION.
Van Morrison war nicht der einzige,
aber der andächtigste Verehrer. Gesangsstil, Verzicht auf Endreim,
Einton-Soli: alles wie bei John Lee Hooker. Er wurde mit gemeinsamen
Auftritten und Aufnahmen belohnt. Die Stones standen mit roten Köpfen
in der Garderobe des Alten und brachten kein Wort heraus. Den Boogie
hatten Canned Heat gepachtet und mit REFRIED HOCKEY BOOGIE zum absurden
Extrem getrieben. Zusammen mit Canned Heat machte John Lee Hooker
dann den endgültigen Schritt in den weißen Markt, da es einen schwarzen
Markt für Blues eh nicht mehr gab. 1970 erschien HOOKER 'N' HEAT,
eine Kooperation, die man zehn Jahre später gleich ein zweites Mal
ausprobierte. Kaum war HOOKER'N'HEAT auf dem Markt, warteten an
der Ostküste bereits Mark Naphtalin, Steve Miller und Jesse Davis
auf den Boogie Man, um ENDLESS BOOGIE aufzunehmen, ein seltsames
Rückkopplungs-Psychedelik-WahWah-Opus, auf dem Hooker beginnt, heftig
zurück zu umarmen: Hallo, Jimi, hallo Janis, ich bin jetzt einer
von Euch, aber am Leben. Bääätsch!
Das ganz große Ding wurde die Hookerisierung
des Hippietums dann doch nicht, und John Lee schaute auch mal wieder
nach, was die schwarzen Brothers and Sisters so hörten: Soul und
Funk - John Lee Hooker hatte keinen Zweifel dran, daß er das auch
seinem Stil unterordnen konnte.
Das ist vielleicht das Besondere an
John Lee Hooker: Daß er nie einen Stil kopierte, sondern diverse
Stile in seinem Stil spielte. Und bei Bedarf und ausreichender Bezahlung
stellte er sich auch als er selbst auf die Bühne und tat den fiesen,
den gemeinen, den scharfen Blues-Neger.
Weiße Studenten lieben sowas, und
sie lieben es noch mehr, wenn man sich vor ihrem gerade verstorbenen
König Elvis verbeugt...
Die siebziger Jahre bieten den idealen
Hooker: ausgereifte Solo- oder Band-Blues-Mucke, Crossover der idiosynkratischen
Art, seltsame Kooperationen, Experimente. Letztere vor allem in
der Zusammenarbeit mit Mothers-of-Invention-Violinisten Don Sugarcane
Harris, den ich auch hinter diesem seltsamsten Blues aus dem Jahr
1974 vermute.
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Van Morrison
T.B. SHEETS
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