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Wie in Krisenzeiten üblich, setzten
die Sheiks und ihre Labels als letzte Mittel auf bewährte Hits,
nahmen Neufassungen von SITTING ON TOP OF THE WORLD oder SHAKE THAT
THING auf, aber die Zeit der String Bands und größeren Ensembles
im Blues waren auch erst einmal vorbei; es begann die große Zeit
der Solisten, auf die die Chatmon-Clan-Mitglieder in dieser Form
nicht vorbereitet waren. Auch thematisch verschob sich das Bluestypische
vom ländlich-gesicherten Kanon zum individualistisch-existenzialisitsch
Geworfenen, zum entwurzelten Einzelgänger mit seiner tiefskeptischen
Weltsicht. Für Kenner wird der Unterschied ganz deutlich, wenn man
etwa an die tiefschwarzen Höllenqualen eines Son House oder Robert
Johnson denkt und deren Art, Religion zu thematisieren - und wenn
man die Sheiks zum Thema Religion hört: Bei den Sheiks reicht es
nur zu Ironie und Parodie, zu milder Kritik, wo nur wenig später
ein Robert Johnson dem Teufel selber begegnet.
1935 zerbrach die Zusammenarbeit
des Kern-Duos Lonnie Chatmon und Walter Vincson, der von da an als
Walter Jacobs recordete. Ein genauer Grund ist nicht überliefert;
fest steht, daß 1936 in New Orleans eine große Session mit Bluesmusikern
der Region stattfand, zu der sowohl Lonnie wie auch Walter geladen
waren, beide jedoch getrennt und mit verschiedenen Musikern aufnahmen.
Lonnies Partner war jetzt der brave Bruder Sam. Man nannte sich
wieder die Chatmon Brothers
Die New-Orleans-Sessions waren von
Bo, dem jüngsten und zu der damaligen Zeit erfolgreichsten Chatmon
Bruder für Bluebird Records organisiert worden. Nach dieser Session
trennten sich die Wege aller Akteure endgültig.
Abspann: Lonnie Chatmon zog zurück
in die Nähe von Bolton Mississippi und vermietete Anglerzubehör.
Er hatte einen Herzfehler, für den er sein Lotterleben als Bluesmusiker
verantwortlich machte, wurde sehr religiös und wollte nur noch Gospel
hören. Er starb um 1943.
Walter Vincson erlitt um 1936 einen
Schlaganfall und zog nach Chicago, wo er 1941 weitere Aufnahmen
machte. 1962 und 1972 wollte Walter vom Blues Revival profitieren
und wiederbelebte die Mississippi Sheiks, allerdings ohne großen
Erfolg. Er starb 1975.
Das gleiche versuchte auch Sam Chatmon
mit etwas mehr Chuzpe. Von Mitte der sechziger Jahre an bis zu seinem
Tod im Jahr 1983 konnte Sam ganz gut davon leben, daß er in Colleges
Vorträge hielt und gelegentlich auf Festivals spielte. In vielen
Interviews versuchte er die Geschichte der Sheiks so umzuerzählen,
daß er - und nicht Lonnie oder Walter - die Hauptperson war.
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Mississippi Sheiks
HE CALLS THAT RELIGION
Chatmon Brothers
PLEASE DON'T GIVE MY LOVE AWAY
Mississippi Sheiks
SHOOTING HIGH DICE
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