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Phil Ochs wäre am nächsten Samstag 58 Jahre alt geworden. Seine
Mutter war Schottin aus wohlhabendem Haus, sein Vater ein amerikanischer
Arzt polnischer Herkunft, der während des 2. Weltkriegs bei der
Army diente - deswegen wurde der Queenser Phil Ochs ausgerechnet
in Texas geboren, nicht allzu weit von der neumexikanischen Kaserne,
in der sein Vater Dienst tat. Nach dem Krieg versuchte sich Phils
Vater als niedergelassener Arzt, erkrankte aber immer stärker an
manisch-depressiven Zuständen, die eine Karriere unmöglich werden
ließen und die Familie in eher ärmlichen Verhältnissen festhielten:
Der Vater jobbte in Kliniken für Tuberkulose-Patienten, mal Upstate
New York, mal in Ohio, für den jungen Phil Ochs ein ähnlich ruheloses
Leben ohne dauerhafte Heimat und Freunde wie das von Townes van
Zandt. Phil steckte jede freie Minute im Kino und verehrte John
Wayne, später auch Marlon Brando und James Dean, für deren amerikanische
Art der Zivilcourage, für die Rebellion des Individuums gegen bestehende
Ungerechtigkeit. Mit 16 meldete sich der schmächtige Brillenträger
für eine Militärschule in Virginia, begann Hanteln zu stemmen, Kontaktlinsen
zu tragen und in der Blaskapelle seiner Einheit Klarinette zu spielen.
Seine musikalische Vorliebe galt der Countrymusik, aber er wußte
auch Elvis und Buddy Holly zu schätzen. Bevor sich Phil Ochs 1958
fürs College bewarb, ließ er sich noch die große Nase operieren
und war danach willing und able, die Welt zu erobern.
Das College verließ Phil Ochs sehr
schnell wieder, um beatnik-mäßig herumzureisen. Als er in Florida
15 Tage wegen Landstreicherei einsitzen mußte und endlich Muße hatte,
über seine Zukunft nachzudenken, beschloß er Journalist und Schriftsteller
und Musiker und Popstar zu werden. Zurück in Ohio wurde zu diesem
Zweck ein Folkduo namens The Singing Socialists gegründet, wurden
Pete-Seeger-Songs geübt und in der Studentenzeitung die cubanische
Revolution und das Ende der McCarthy-Ära gefeiert. Das mit den singenden
Sozialisten kam im Amerika der späten 50er Jahre dann doch nicht
so gut an, und das Duo benannte sich um in The Sundowners. Als mit
der Revolution in Ohio nichts vorwärts ging und die zweite Sundowner-Hälfte
sich wieder mehr für Zwischenprüfungen zu interessieren begann,
packte Phil Ochs seinen Gitarrenkoffer und ging nach New York, wo
der Folk-Bär los war und alle hoffnungsfrohen Songwriter ans Sterbebett
von Woody Guthrie pilgerten, so auch Phil Ochs, ein spezielles Lied
im Gepäck...
Mundharmonika auf dieser Aufnahme
spielt übrigens John Sebastian.
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WHEN I'M GONE
CHANGES
BOUND FOR GLORY
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