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Charlie Patton (Fortsetzung) Teil 1 : 2 : 3 : 4
 

     Die Zahltag-Parties der Schwarzen, "frolics" genannt, müssen rauhe, oft gewalttätige Veranstaltungen gewesen sein, bei denen billiger Fusel und die losen, noch durch die Zeit der Sklavenhaltung beschädigten Beziehungen zwischen den Geschlechtern regelmäßig zu Streit, zu Messerkämpfen, Rachemorden, selbst zu Gemetzeln mit amoklaufenden Axtschwingern führten: harte Szene. Nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern um sich gesunde Arbeitskräfte zu erhalten und die Lohndollars wieder in die eigene Tasche zurück zu führen, richteten viele Plantagen und Sägewerke an ihren jeweiligen Grenzen sogenannte Barrelhouses ein, wo Sauferei, Prostitution, Musik und Tanz unter strenger Aufsicht von schwarzen Rausschmeißern und Zuhältern ablief, allerdings auf Rechnung der weißen, gottesfürchtigen und frommen Bosse im Hintergrund. Solche Barrelhouses und "frolics" etablierten in kurzer Zeit einen neuen Typus Musiker, einen saufenden, hurenden, rauflustigen Herumtreiber mit Gitarre, der stundenlang rauhbatzige Tanzmusik zu plärren und zu picken in der Lage war, den Shimmy-She-Wobble etwa, einen Paartanz, von dem Bo Chatmon erzählt, daß er einen Samenerguß hatte, als er ihn das erste Mal tanzte. Das waren jedenfalls die Kerle, die Charlie Patton imponierten. Man weiß, das Patton spätestens 1905 Gitarrenunterricht hatte.
     Um 1907 muß er als 16jähriger bereits ein beachteter Profi gewesen sein, um 1910 hatte er aus den alten Mustern und Vorlagen einige eigene Songs entwickelt, PONY BLUES, BANTY ROOSTER BLUES, DOWN THE DIRT ROAD BLUES und MISSISSIPPI BO'WEAVIL BLUES, außerdem eine erste Tochter und eine zweite Frau und einen Ruf wie Donnerhall als der schärfster Tanzgitarrist im Delta, bei dessen Gigs nicht die üblichen 50, sondern ein paar hundert Leute zusammenströmten.
     Wenn ich die schlauen Aufsätze über Charlie Patton richtig verstanden habe, war seine auffälligste Neuerung die Betonung des 2. Schlages im Takt, was die Musik tanzbarer machte. Dazu erfand er sprachliche Gimmicks wie das Singen und Sprechen mit verschiedenen Stimmen und verteilten Rollen; allerdings kam auch ein Charlie Patton über die stereotypen Bluestexte nicht hinaus, mit denen er zwar formal spielte, die er aber inhaltlich nicht erweiterte oder auf ein neues Niveau hob wie sein direkter Nachfolger Robert Johnson. Dafür machte er diese akrobatischen Sachen mit seiner Gitarre, die der besseren Hörbarkeit wegen um 1 1/2 Töne höher gestimmt war als üblich. Dazu veränderte er die Anzahl der Takte im üblichen Blues-Schema nach Belieben und Bedarf, ließ Wörter weg oder dehnte sie über ein, zwei ganze Takte hin aus, pickte mit seinen Fingern scharf und schnappend, drosch dazu gleichzeitig mit seinem Daumen auf den Korpus der Gitarre, eigentlich eine Unmöglichkeit, hämmerte mit seinen Füßen so auf den Boden ein, daß ihm die Wirte extra dicke Bretter hinlegten aus Angst um den Bühnenboden und um das Ganze abzurunden, traktierte seine linke Hand die Saiten mit Messern oder Flaschenhälsen, um schneidige Slide-Effekte zu erzielen. So spielte Charlie Patton die ganze Nacht hindurch; jeder Song konnte irgendwo zwischen neun und 30 Minuten lang werden und die Musik stoppte erst, wenn Patton zu betrunken war, um weiterzumachen oder eine der anwesenden Schönheiten den notorischen Weiberhelden entführte.

BANTY ROOSTER BLUES

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DOWN THE DIRT ROAD BLUES

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