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Charlie Patton blieb trotz seines
regionalen Starstatus, seiner mehrfach von Priestern und 14 Mal
nach afrikanischem Zeremoniell durchgeführten Eheschließungen ein
Einzelgänger. Die meisten Männer haßten ihn, weil er ständig hinter
ihren Mädchen her war. Die anderen Musiker wollten nicht mit ihm
spielen, weil er anscheinend extrem schwer zu begleiten war. Frauen
betrog und schlug er "wie seine Gitarre", wie er einmal singt, und
sah sie nur als Sexualobjekte oder Arbeitstiere. Dazu kam Pattons
Alkoholsucht, die ihn streitsüchtig und zänkisch werden ließ. Tanzveranstaltungen
für Weiße mied er trotz der besseren Bezahlung, weil er lieber Blues
spielte und keine Two-Steps oder Walzer oder Square Dances mit Fiedelbegleitung.
Von Plantagen wurde er des öfteren verwiesen, weil er die Arbeitsmoral
untergrub, mit Frauen anderer Pächter anbandelte oder herrisch und
arrogant mit Verwaltern, Chauffeuren und anderen bessergestellten
Schwarzen umging. Im Lauf seiner Karriere geriet er in zahllose
Schlägereien, wobei er dafür bekannt war, als erster davonzulaufen,
wenn es blutiger Ernst wurde. Trotzdem wurde er einmal angeschossen
und einmal wurde ihm fast die Kehle durchgeschnitten, was ihn während
seiner letzten Lebensjahre die kraftvolle Stimme kostete.
1929 ist Charlie Patton seit fast
zwanzig Jahren der unumstrittene Publikumsliebling auf den lokalen
Tanzveranstaltungen des Mississippi-Deltas. Doch erst jetzt entdeckt
ihn der weiße Plattenladenbesitzer und Talentsucher H.C. Speir und
vermittelt ihn an Paramount Records, den musikalischen Ableger einer
Stuhlfabrik aus Wisconsin, die mit Schellacks für den Race-Market
ein paar Extra-Dollar verdient. Im Juni nimmt Patton 14 Songs für
das Label auf, darunter dummerweise all seine Live-Hits, so daß
für spätere Sessions eher zweitrangiges Material oder einfach leicht
veränderte Fassungen der guten Songs übrig bleiben. Pattons Schellack-Debüt
übertrifft alle kommerziellen Erwartungen seines Labels: PONY BLUES
verkauft mehr als 10.000 Stück, 500 waren normal.
Und von HIGH WATER EVERYWHERE sollen
noch mehr abgesetzt worden sein, einem Song über eine historische
Überschwemmungskatastrophe, methodisch nicht unähnlich den späteren
Hits von Chuck Berry: nenne soviele Ortsnamen wie du kannst, dann
hast du soviele potentielle Kunden, wie du brauchst...
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BANTY ROOSTER BLUES
HIGH WATER EVERYWHERE PART I
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