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Im Sommer 1979 verließ Gitarrist
Tom Herman die Band. Die Proben waren ihm zu theoretisch geworden;
alle saßen rum und diskutierten, kritisierten, schwiegen. Dafür
fiel es ihnen schwer, auch nur wenige Sekunden neuer Musik zu spielen.
Pere Ubu wankte, aber fiel noch nicht. Da Mastermind Mayo Thompson
mit der Band bereits getourt hatte, Ravenstein, Thomas, Krauss und
Maimone auf seiner SOLDIER TALK-LP gastiert hatten und ein genialischer
Pop-Philosoph gut in die Band zu passen schien, wurde Mr. Red Crayola
angeheuert. Er sollte der Band sagen, wo es lang geht. Und das tat
er auch. Als erstes holte er Pere Ubu zu seinem Hauslabel Rough
Trade. Dann verordnete er der Gruppe poppige Singles und sperrige
LPs. THE ART OF WALKING entstand, von den Themen her ein Pere Ubu-Album,
vom ganzen Wesen her aber eine Red Crayola-Platte, obwohl Thompson
nur einen Song, dazu den zugänglichsten, beigesteuert hatte. Im
Rückblick scheint THE ART OF WALKING zerrissen, schwierig, aber
ich kann mich gut an das Gefühl von Leichtigkeit und Transparenz
erinnern, das ich bei ihrem Erscheinen hatte.
Live gaben sich Pere Ubu als Popband,
die den Single-Titeln LONESOME COWBOY DAVE und NOT HAPPY gerecht
werden wollten. Im Studio werkelten sie konzentriert an Mayo Thompsons
dialektischen Songkonzepten, die auch zu superlustigen Kunst-Striptease-Liedern
wie LOST IN ART taugten.
Auch wenn sich Pere Ubu einen Diktator
auf Zeit gewählt hatten: Die quälende Selbstzerfleischung innerhalb
der Gruppe schien nicht zu beseitigen. Mitte 1981 verließ Scott
Krauss die Gruppe; Anton Fier ersetzte ihn. Als Produzent der nächsten
Platte SONGS OF THE BAILING MAN wurde Adam Skipper Kidron geholt,
neben Thompson der meistbeschäftigte Produzent der frühen Zeit bei
Rough Trade Records. Die Platte wurde erstmals zur Zufriedenheit
der Gruppe aufgenommen und abgemischt, beim besten englischen Preßwerk
Nimbus gefertigt und lief aus Klanggründen auf 45 Umdrehungen pro
Minute. Doch als SONGS OF THE BAILING MAN erschien, existierten
Pere Ubu nicht mehr: "Niemand wollte das Projekt mit Leben erfüllen.
Keiner wollte etwas wissen. Keiner redete. Keiner griff zum Telefon.
Monate vergingen. Irgendwann 1982 hat Pere Ubu aufgehört zu existieren.
Und bis 1987 passierte gar nichts mehr."
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BIRDIES
LOST IN ART
HORNS ARE A DILEMMA
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