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Er war der erste Virtuose der elektrischen Gitarre. Er zerrte,
schob und schmeichelte, was bis dahin nur gezupft und geschlagen
werden durfte; seine Slide-Technik ließ die sechs Saiten heulen
und jaulen wie ein vorbei fahrendes Polizeiauto und wenn er im Spagat
die Gitarre hinter dem Rücken spielte, regnete es seidene Schlüpfer.
Und das eine oder andere Baumwollhöschen wird wohl auch dabei gewesen
sein - ein Porträt des Bluesgitarristen T-Bone Walker.
Am 10. Mai 1910 wurde in Linden -
südlich von Texarkana, nicht östlich von Eggenfelden - Aaron Walker
geboren, dessen zweiter Vorname Thibeaux ihm schnurstracks den Spitznamen
T-Bone einbrachte, was bei einem Texaner einfach richtiger klingt.
Aarons Mama Helen hing gern mit den Musikern ab, und als Aarons
Vater unbedingt ein geregeltes Leben und einen eigenen Bauernhof
haben wollte, sagte Helen nein und "Mein armer Junge wird nicht
sein ganzes Leben lang auf den Feldern schuften müssen." Die Zwei
wohnten von da an in Dallas und bald zog ein gewisser Marco Washington
ins Haus der Blues-singenden Mutter Walker, selbst ein Fiddle-Spieler
bei der Dallas String Band, deren erhalten gebliebenen Schellacks
wüsten Prä-Bluegrass und Prä-Western-Swing andeuten sollen. Bei
Washington und seinen Freunden lernte T-Bone Walker Mandoline, Ukelele,
Fiedel, Gitarre und Banjo, wenn am Wochenende sich die Party ins
eigene Elternhaus verlagerte.
Ein regelmäßiger Gast bei den Partys
im Hause Washington/Walker war Blind Lemon Jefferson, vermutlich
erster Recording Artist des Country Blues, mit dem sich Aaron anfreundete
und für den er eine Weile den Blindenführer machte, das Kind, das
den Sammelbecher herumgehen ließ, wenn Jefferson spielte und das
aufpasste, dass niemand was rausnahm von den Einnahmen. Bald bekam
Aaron T-Bone Walker auch ein eigenes Instrument, ein Banjo, das
entsprach seinem Wunsch, laut spielen zu können: denn darum ging
es, seit es so was wie Popmusik gibt - wie kriege ich die verdammte
Gitarre lauter?
Die einen bauten sie immer größer,
die anderen aus Blech, dritte bastelten an Tonabnehmern und Verstärkern,
aber di ersten elektrischen Gibson-Gitarren lagen noch zehn Jahre
in der Zukunft, als T-Bone mit Medicine Shows durch den Süden tingelte
oder auf den Straßen von Dallas seinem Freund Jefferson Konkurrenz
machte. Frühe Höhepunkte seiner Karriere waren Engagements bei Bill
"Bojangels" Robinson als Tänzer und als 15-jähriger Bluessänger
in der Show von Ma Rainey oder als Banjo-Solist in der Truppe von
Cab Calloway, wo er erstmals New Yorker Hip-Schick kennen lernte
und beschloss, der Cab Calloway des Südens zu werden, jemand, der
scharf angezogen ist und das Banjo im Springen und Tanzen spielt.
Hi-de-Ho und so.
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MEAN OLD WORLD
IT'S A LOWDOWN DIRTY DEAL
I KNOW YOUR WIG IS GONE
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