|
"Stormy Monday" eignet sich hervorragend,
um die damalige Produktionsweise anschaulich zu machen. Eine Aufnahmesession
in einem Studio dauerte in der Regel 3 Stunden, in denen eine Gruppe
4 Songs aufzunehmen hatte. Es gab keinerlei Zeit im Studio, um etwas
auszuprobieren oder umzuarrangieren. Die Sessions mussten also bestens
vorbereitet sein. Man traf sich dazu im Haus eines Musikers, übte
Songs ein, schrieb neue; T-Bone kam dazu und hörte sich das Ergebnis
an und wählte die in Frage kommenden Stücke aus, die in den 47er
Sessions hauptsächlich von John Swifty Henry stammen, aber eben
dem Star T-Bone Walker genau angemessen waren. Da man keine Zeit
hatte, die Arrangements der Stücke niederzuschreiben und Walker
ohnehin ein Musiker, der lieber nach dem Gehör arbeitete, brachte
jemand eine dieser frühen Aufnahmekisten zu den Proben mit, wo man
- wie Elvis oder Johnny Cash - oben reinsang, um unten die Platte
für die Mama rausnehmen zu können. So wurden die verschiedensten
Fassungen eines Songs durchprobiert, bis man die bestmögliche gefunden
hatte. Hier als Beispiel der unveröffentlichten Herumprobierereien
eine fast psychedelische, mit Hall operierende Fassung von CALL
IT STORMY MONDAY.
Was den meisten Songs eines T-Bone
Walkers neben den technischen und musikalischen Neuerungen noch
gemein ist, ist ihr hoffnungslos desolates Frauenbild. Frauen sind
von Haus aus betrügerisch, nur auf das Geld oder sexuelle Glanzleistungen
aus; kaum ist man ein klein wenig untreu, nachlässig im Bett oder
mit Glücksspiel und Alkohol beschäftigt, machen die Frauen Zicken
und gehören deshalb möglichst konsequent und ohne großes Trara aus
dem Leben entfernt. Umgekehrt ist man schwer beleidigt, wenn einen
die Frauen abservieren, denn die Definitionshoheit was Liebe und
was ewig ist, liegt nur beim männlichen Geschlecht. Außerdem hat
Mama ihm immer Recht gegeben.
Anders als Fats Domino oder Chuck
Berry konnte T-Bone Walker trotz kleiner Versuche wie "Bobby Sox
Baby" nie zum Teenager-Publikum durchbrechen, sondern blieb eine
Nachtclub-Attraktion, bereits Anfang der 50er Jahre ein R&B-Auslaufmodell,
dessen Platten sich nicht besonders verkauften. Bis 1955 spielte
T-Bone fast täglich, dann erlitt er einen schweren Zusammenbruch:
Fast sein gesamter Magen musste entfernt werden. Er brauchte 5 Jahre
um sich von den körperlichen Folgen der Operation zu erholen; schmerzfrei
war er bis zu seinem Lebensende nicht mehr.
Die 60er Jahre brachten T-Bone Walker
wenigstens die internationale Anerkennung für seine Lebensleistung;
er war geehrter und erfolgreicher Teilnehmer zahlreicher Blues-Festivals
und absolvierte Welttourneen. 1970 erhielt er den Grammy für sein
Album "Good Feeling", eher allerdings eine Auszeichnung ehrenhalber.
Die große Zeit des T-Bone Walker bleiben aber die 40er Jahre.
Bis 1974 trat T-Bone Walker auf, 1975
verstarb er an den Folgen einer Lungenentzündung.
|
CALL IT STORMY MONDAY
TOO MUCH TROUBLE BLUES
DESCRIPTION BLUES
DREAM GIRL BLUES
SHE'S MY OLD TIME USED TO BE
|