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X oder der große Rock & Roll Schwindel, made in the USA: Für mich
waren sie die Größten, jedenfalls eine Weile. Sie waren für mich
die Bestätigung, daß Punk mehr war als eine kurze Modewelle; sie
waren die dunkle Seite Kaliforniens, auch wenn ich jetzt, siebzehn
Jahre später, feststelle, daß drei der vier Bandmitglieder aus Illinois
stammen, was soll's. X nannten ihr Debüt LOS ANGELES, wurden von
Doors-Tastenmann Ray Manzarek produziert, sangen wie ein Folkduo,
das Amphetamin genommen hatte, spielten scharfe Surf-Licks auf der
Gitarre und eine Art Mutanten-Rockabilly-Baß, kurz: sie waren zerrissen
und wurden nur durch eine Sicherheitsnadel zusammengehalten.
Sänger und Baßist John Doe, zu deutsch
Durchschnittsheini, stammte aus Decatur, Illinois, und war erst
seit Herbst 1976 in Los Angeles. Per Anzeige fand er 1977 den Gitarristen
Billy Zoom, dessen Vater schon mit Django Reinhardt aufgetreten
war, und der selbst in Gene Vincents letzter Gruppe gespielt hatte.
Auch Zoom war aus Illinois und ging, wie John Doe, bereits auf die
30 zu. Johns Freundin Exene Cervenka, ebenfalls aus einem Nest nahe
der Großen Seen, wurde zur Sängerin ernannt, weil sie als unentdeckte
Beatnik-Dichterin gleichzeitig für die Texte sorgen sollte. Der
einzige Kalifornier in der Gruppe war Schlagzeuger DJ Bonebrake
aus Burbank, der sein Schlagwerk zeitweise für acht Gruppen nebeneinander
bediente, darunter auch Marschkapellen und Dixielandgruppen. Zwei
Jahre lang spielten X in den Punk Clubs von Los Angeles, machten
sogar einen Abstecher nach New York, wo sie Robert Christgau in
der New York Times furchtbar verriß, und selbst 1979, als X bereits
eine ordentliche Anhängerschaft in der Stadt und mit Ray Manzarek
einen berühmten Fürsprecher und Produzenten hatten, lehnten die
großen Plattenfirmen die Demobänder regelmäßig ab.
So landeten X schließlich beim Punk-Label
Slash, das eben mit dem TOOTH & NAIL-Sampler eine der besten Punk-Platten
aller Zeiten veröffentlicht hatte. Das X-Debüt LOS ANGELES von 1980
verkaufte sich auf Anhieb 80.000 mal; eine Single und der Soundtrack
zu dem Film THE DECLINE OF WESTERN CIVILISATION von Penelope Spheeris
folgten.
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