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Das Mississippi-Delta ist nicht das breite Mündungsgebiet dieses
berühmten Flusses, nicht das Sumpfland Louisianas, nicht New Orleans.
Das Mississippi-Delta ist jenes ländliche Territorium zwischen dem
Mississippi im Westen, Memphis im Norden, dem Yazoo-River im Osten
und Vicksburg im Süden, Plantagenland. Dort wurde vor ziemlich genau
80 Jahren der Bluesmusiker Robert Johnson geboren, der während seines
kurzen Lebens 29 Lieder aufgenommen hat, die die Musik des 20. Jahrhunderts
entscheidend verändert haben.
Geschichte einer ganz normalen Zerrüttung:
Im Februar 1889 heiraten in Hazlehurst, Mississippi Charles Dodds
und Julia Ann Majors, beides Kinder ehemaliger Sklaven. Charlie
Dotts ging es ganz gut. Er ist Bauer und Zimmerer und Schreiner
in einer Person und kann es sich leisten, neben Frau und, im Lauf
der Zeit, sieben Kindern auch noch eine Geliebte namens Serena und
deren zwei Kinder durchzufüttern. Um 1907 hat das gute Leben allerdings
ein Ende: Irgendwie muß sich Charlie Dotts mit Weißen angelegt haben,
die ihn aufknüpfen wollen. Charlie Dotts flieht nach Memphis, also
Über die Staatsgrenze nach Tennesse und hofft, dort vor den Nachstellungen
der Marchetti-Brüder sicher zu sein. Er nimmt einen neuen Namen
an, C.D. Spencer und holt Serena und fast alle Kinder zu sich. In
Hazlehurst haben die Marchettis inzwischen seinen Hof übernommen
und seine eigentliche Frau Julia vertrieben. Julia lebt nun mit
einem Noah Johnson zusammen, und im Mai 1911 kommt deren gemeinsamer
Sohn Robert zur Welt.
Noch ist Robert ein Säugling, als
Julia mit ihm und seiner Halbschwester Carrie Noah Johnson verläßt
und sich als Wanderarbeiterin auf den Plantagen verdingt. Als die
drei es nach einigen harten Jahren dieses Leben nicht mehr aushalten,
ziehen sie ebenfalls nach Memphis in den Haushalt Spencer alias
Dotts. Julia hält es dort nicht lange, obwohl es keine Spannungen
mit Serena gibt und geht wieder arbeiten. Der vierjährige Robert
bleibt in Memphis zurück.
Bis 1918 bleibt Robert Johnson bei
seinem Nicht-Vater und seiner Nicht-Mutter. Dann haben die Spencers
die Nase voll von dem bockigen Bengel und reichen ihn weiter an
seine Mutter Julia, die inzwischen einen gewissen Dusty Willis geheiratet
hat und vierzig Kilometer südlich von Memphis auf dem Land lebt.
Dort in Robinsonville zeigt sich auch Roberts Hang zur Musik. Die
Maultrommel hat es ihm angetan, später die Mundharmonika. Er lernt
die ersten Songs, wogegen er in der Schule gar nichts lernt. Robert
Johnson, damals noch Robert Spencer, sieht nämlich schlecht und
trägt eine Brille. Diese Sehschwäche ist immer dann besonders stark,
wenn er etwas lesen oder schreiben soll. Sonst scheint er keine
Probleme mit seinen Augen zu haben. Ende der zwanziger Jahre kommt
Robert hinter zwei wichtige Dinge: Daß sein Vater jener Noah Johnson
ist. Und daß für ihn nur die Gitarre als Instrument in frage kommt.
Er bastelt sich ein Drahtgestell für seine Mundharmonika und übt
die Bluesnummern seiner Zeit, die in leicht abgewandelter Form auch
zu seinen eigenen Songs werden.
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CROSS ROAD BLUES
KIND HEARTED WOMAN BLUES
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