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Wir schreiben das Jahr 1936, und
Mr. Speir hat überraschend Wort gehalten. Ernie Oertle, Vertreter
und Talensucher für ARC, läßt Johnson vorspielen und holt ihn im
November nach San Antonio, Texas, um Aufnahmen zu machen. TERRAPLANE
erscheint aus dieser sechzehn Songs umfassenden Session als Platte
auf Vocalion Records und verkauft sich ausgezeichnet. Deshalb muß
Johnson im Juni 1937 zu einer neuerlichen Session nach Texas reisen,
bei der nochmals dreizehn Songs in verschiedenen Takes aufgenommen
werden. Das ergibt zusammen 29 verschiedene Songs plus zwölf erhaltene
Zweitversionen. Zu Johnsons Lebzeiten wurden elf Schellacks veröffentlicht,
aber keine verkauft sich auch nur annähernd so gut wie TERRAPLANE.
Trotzdem: Der Ruhm, ein "recording artist" zu sein, verhilft Robert
Johnson zu noch größerer Live-Popularität. Es kann endlich nordwärts
gehen!
Vier Monate sollte der Trip dauern.
Robert Johnson hat zwei Weggefährten, Johnny Shines und Calvin Frazier.
Letzterer muß Arkansas fluchtartig verlassen, weil er mehrere Leute
umgebracht hat und von der Polizei gesucht wird. Über St. Louis
ging es nach Chicago. In Detroit spielen die drei für einen Radioprediger,
mit dem sie bis nach Kanada hinein unterwegs sind. Frazier bleibt
in Detroit, Shines und Johnson ziehen weiter nach New York und kehren
über New Jersey und Memphis ins Delta zurück. Während dieser Reise
beginnt Johnson, mit kleinen Combos zu spielen. Außer Blues wird
auch Tanzmusik gespielt, Tageshits und Evergreens. Vielleicht hätte
sich Robert Johnson ganz und gar zum Unterhaltungsmusiker gewandelt,
wäre er nicht am Ende seines Lebens angekommen.
Im August 1938 nimmt Robert Johnson
einen mehrwöchigen Gig in einem Laden namens Three Forks außerhalb
von Greenwood an. Er flirtet heftig mit einer Lady, die ihrerseits
mit dem Besitzer des Lokals verbandelt ist. An Montagen treffen
sich die beiden heimlich in einem Hotel in der Stadt. Es gibt Spannungen
mit dem Boss, aber alles geht gut bis zum 13. August, einer Samstag
Nacht. Robert Johnson hat mit Sonny Boy Williamson II einen zweiten
Star an seiner Seite, mit dem er sich einen Blues-Schaukampf leistet.
Williamson ist ein guter Showman; er trägt einen tiefhängenen Patronengürtel
voller Mundharmonikas und gibt kräftig an. Robert Johnson will sich
als Großmaul vom Dienst auch nicht lumpen lassen. Die Stimmung ist
prächtig.
Vielleicht ist Sonny Boy Williamson
II zu gut an diesem Abend, vielleicht läßt sich Johnson durch die
Anwesenheit seiner geheimen Liebschaft zu sehr anstacheln: Irgendwie
ist Johnson sauer auf Williamson und beginnt zu stänkern. Damit
nicht genug: Ganz offen spielt er auf der Bühne auf sein Verhältnis
mit der Freundin des Chefs an. Schließlich ist er der große Robert
Johnson, recording artist, und ihn kann keiner...
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SWEET HOME CHICAGO
TRAVELING RIVERSIDE BLUES
MALTED MILK
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