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Robert Johnsons musikalische Lehrer
in jenen frühen Tagen sind Willie Brown und Charlie Patton, letzterer
eine Legende des Deltablues, der unter anderen auch John Lee Hooker
auf den Trip gebracht hat. In Sachen Mädchen scheint Robert dagegen
keine Lehrmeister nötig zu haben: Übereinstimmend wird er als jemand
beschrieben, dem die Mädchen nachgelaufen sind. Aber Robert sieht
sich mit 18 noch nicht als Ladies-Man. Er glaubt, Farmer werden
zu müssen wie alle anderen auch. Und der Farmer braucht eine Farmerin.
Deshalb heiratet er im Februar 1929 eine gewisse Virginia Travis
und zieht mit ihr zu seiner Halbschwester Bessie auf eine Plantage
nahe Robinsonville.
Im Sommer 1929 wird Virginia schwanger.
Robert ist ein vorbildlicher werdender Vater und durch die Schwangerschaft
seiner Frau umso mehr davon überzeugt, auf dem richtigen Weg zu
sein. Doch im April 1930 sterben Kind und sechzehnjährige Mutter
bei der Geburt.
Kurz nach Virginias Tod kommt der
Bluesmusiker Son House in die Stadt. Son House spielt den radikalsten,
emotionsgeladensten Blues, den Robert Johnson bis dahin gehört hat.
Man kann sich leicht vorstellen, wie die archaischen Töne dieses
Son House genau die wunden Stellen bei Johnson berühren, wie er
beschließt, nach dem Tod seiner Frau nie mehr Farmer sein zu wollen,
sondern mit der gleichen Kraft die Menschen zu erschüttern, wie
er von Son House erschüttert worden ist.
Robert Johnson sucht sich ein Ziel,
um eine Rechtfertigung für den Weg zu haben. Er will seinen Vater
Naoh Johnson ausfindig machen und reist Richtung Süden, während
all die anderen Bluesgrößen jener Zeit sich nach Norden, nach Chicago
und Detroit orientieren. Mit diesem Trip nach Hazlehurst, Mississippi,
beginnen acht Jahre Weg. Noah Johnson hat er nie gefunden.
In einem Holzfällerlager außerhalb
von Hazlehurst lernt Robert Johnson Callie Craft kennen, eine zehn
Jahre ältere Frau mit drei Kindern, die ihm bedingungslos hörig
ist. 1931 heiraten die beiden heimlich, und Robert besteht auch
danach darauf, daß niemand von dieser Heirat erfährt. Er zieht weiter
durch die Plantagen und Baustellencamps und schaut nur bei Callie
vorbei, wenn er sich ausruhen will, wenn er frische Wäsche braucht,
wenn er kein Geld mehr hat.
Wichtiger als Callie ist für Robert
Johnson der Bluesmusiker Ike Zinnerman. Mit Ike verbringt Johnson
die meiste Zeit, schaut ihm Griffe und Texte ab, die er stundenlang
allein im Wald einübt. Samstags geht Johnson dann in die Stadt,
stellt sich vor das Gerichtsgebäude in Hazlehurst und spielt für
die Passanten. Wenn dann der Abend kommt, trifft er sich wieder
mit Ike Zinnerman und die beiden treten gemeinsam in einer Kneipe
oder in einem Arbeitercamp auf, Gigs, die meist erst am späten Sonntag
beendet sind. Irgendwann in naher Zukunft wird er Ike nicht mehr
brauchen, wird ihn zurücklassen wie alle anderen Menschen in seinem
Leben.
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