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Nach der Trennung von Callie macht
Robert Johnson kurz in Nostalgie. Er schaut in Robinsonville vorbei,
besucht Son House und Willie Brown, spielt ein paar Gigs. Doch bald
orientiert sich Johnson Richtung Arkansas, weil da mehr Bars und
Jobs zu finden sind. Wenn er in seinen letzten Lebensjahren so etwas
wie eine feste Adresse hat, dann ist das in Helena, Arkansas. Inzwischen
war es soweit, daß berühmte oder noch nicht berühmte Bluesmusiker
auf ihrem Weg nach Norden bei Johnson vorbeischauen, um von ihm
zu lernen. Little Boy Blue kommt, später bekannt als Sonny Boy Williamson
II, Elmore James, Howlin'Wolf und Memphis Slim: Sie treffen den
immer noch schmächtigen, bubihaften Schönling mit dem schwachen
Auge und der großen Klappe.
"Brian legte eine Robert-Johnson-Platte
auf, als ich ihn das erste Mal besuchte. Mir blieb der Mund offen
stehen. ‚Wer ist das?' fragte ich. ‚Robert Johnson.' ‚Ja, aber wer
ist der zweite, der da noch spielt?' Es dauerte ziemlich lange,
bis ich kapiert hatte, daß der das allein drauf hatte. (KEITH RICHARDS)
Robert Johnsons Ruhm im Delta wächst
beständig. Die Menschen reisen von weit her an, um ihn in irgendeinem
Roadhouse oder Camp singen und spielen zu hören. Und Johnson nimmt
sich auch einen Schüler, den Sohn einer seiner zeitweiligen Flammen:
Robert Coleman. Der Junge darf Johnson auf die Finger schauen, obwohl
dieser das eigentlich hasst und so manchen Auftritt einfach abbricht,
weil ihm einer zu nahe auf die Pelle rückt.
Robert Johnsons Schüler zu sein, darf
man sich nicht so einfach vorstellen. Johnson ist andauernd unterwegs,
reist nie nach einem Plan, sondern Zickzack, vor und zurück durch
sein kleines Reich. Er ist launisch, spielt, kifft, ist unberechenbar,
wenn er zu viel Alkohol erwischt - und Alkohol erwischt er oft zuviel.
Ständig hat er auch Schwierigkeiten mit den Liebhabern und Ehemännern
jener Frauen, die ihm abends vor die Gitarre laufen und nichts gegen
eine Nacht mit dem berühmten und jungenhaft-hübschen Robert Johnson
einzuwenden haben. Johnson singt: "Was ich Dir zu bieten habe, wird
Dir das Hirn rausblasen", und die Ladies wollen schon genauer wissen,
was das für ein Stoff ist. Daß in versteckter Form genauso oft von
Impotenz die Rede ist, scheinen alle zu überhören.
Neben seinen Abendbekanntschaften
hat Robert Johnson eine spezielle Vorliebe für ältere und wenig
attraktive Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts. Dafür gibt
es drei Gründe. Erstens: Die Vogelscheuche hat meist keinen Ehemann.
Zweitens: Es gibt selten Mitbewerber um die Gunst der Dame. Drittens:
Ein freundliches Lächeln und zwei, drei Komplimente garantieren
kostenlose Unterbringung, Essen, Wäsche undsoweiter. Dafür ist Robert
Johnson bekannt im Delta: Immer nett zur häßlichsten Hexe.
Eines fehlt Robert Johnson Mitte der
dreißiger Jahre: Landesweite Anerkennung. Er reist zwar viel, aber
nur im Süden. Hätte er eine Platte wie alle anderen Stars des Blues
auch, würde man auch im Norden, in New York und Boston von ihm reden.
Dann wäre es an der Zeit, auch einmal diese Gegend abzuklappern.
Johnson hört von einem H.C. Speir, der in Jackson, Mississippi,
eine Musikalienhandlung hat und im Hinterzimmer gelegentlich auch
Schallplattenaufnahmen macht. Außerdem war Speir Talentsucher für
Paramount, die schon einige der von ihm empfohlenen Musiker unter
Vertrag genommen hatten. Doch Speir erweist sich als der falsche
Ansprechpartner: Er hat sich gerade mit den Label-Leuten zerstritten
und will nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Er schreibt sich nur
Robert Johnsons Namen auf und verspricht, ihn weiterzuempfehlen.
Don't call us, we call you.
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