Musikmeldungen aktuellMusikstromKolumnenSoundcheckPopalphabetGastbeiträgeWeblinksKontaktinfo
Home
Übersicht Manuskripte
Mississippi Sheiks (Fortsetzung) Teil 1 : 2 : 3 : 4 : 5 : 6
 

     Im amerikanischen Bürgerkrieg, der in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ausgetragen wurde und mit dem Sieg des Nordens und einer vordergründigen Beseitigung der Sklaverei endete, stand Henderson zu seinem Herrn und kämpfte auf der Seite des Südens, erzählte später seinen Kindern, daß bei der Schlacht von Vicksburg dabei war, wo die Leichen der getöteten Gegner verwendet wurden, um Brücken für die Nachschubwagen zu improvisieren. Nach dem Krieg wurde jedem Schwarzen 40 Morgen Land und ein Maultier versprochen, quasi als Wiedergutmachung für die Sklavenzeit und als Start in ein Leben als freier Bauer, doch die Maultiere und das Land kamen selten an, wurden von Maklern den weder des Schreibens noch des Lesens mächtigen Ex-Sklaven abgeschwatzt und gegen etwas Schnaps und Tabak vertauscht.
     Dann setzte ohnehin die Terrorherrschaft des KuKluxKlan der schwarzen Emanzipation ein Ende, und die meisten Schwarzen landeten als Taglöhner oder Pächter wieder auf den gleichen Plantagen, die sie vorher als Sklaven bearbeitet hatten - nur daß jetzt die Plantagenbesitzer Großanleger aus dem Norden waren, die für ihre Arbeiter, die ja formal unabhängige Kleinbauern waren, nicht einmal mehr Unterkunft und Nahrung aufbringen mußten.
     Henderson Chatmon (oder Chatman) etwa lebte kurz vor der Jahrhundertwende in der Nähe von Bolton, Mississippi, auf der Pflanzung der Gettys. Er bekam keine Soldatenrente, da er ja auf der verkehrten Seite gekämpft hatte und mußte mit seiner zweiten Frau mehr als ein Dutzend Kinder aufziehen. Den meisten brachte er das Geigespielen bei, denn damit konnte man bei Tanzveranstaltungen noch ein paar Dollar nebenbei verdienen. Wenn im Juli die Ernte vorbei war, taten sich die Chatmons zusammen und gingen auf Tour - bis hinauf nach Chicago, oft weit nach Texas hinein, manchmal als große Truppe, zu neunt oder mehr, oft auch als Duo oder zu dritt, weil man da mehr Gigs spielen konnte, aber stets lieber Gigs bei den Weißen, da diese mehr Geld hatten - fünf Dollar waren bei so einem Auftritt zu verdienen, wenn man wußte, was das Publikum hören wollte. Deshalb fiedelten die Chatmons nur selten den unter Schwarzen gerade modern werdenden Blues, sondern eher die Songs der weißen Kundschaft, Square Dances, Walzer, Folksongs mit kleinen Schweinigeleien im Text - man war landauf, landab der Jazzfiddler.

Walter Vincson & Lonnie Chatmon
STOP & LISTEN BLUES

 

 

 

 

 

 

 

Walter Vincson & Lonnie Chatmon
JAZZ FIDDLER

Weiter >>

 

Musikmeldungen aktuell | Musikstrom | Kolumnen | Soundcheck | Popalphabet | Gastbeiträge | Weblinks | Kontakt