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"Jonis Kinn ruhte auf ihren angezogenen
Knien. Sie wirkte selbstbewußt, aber voll innerem Ernst. So perfekt
- sie mit ihren sanften Wangenknochen, den großen, blauen Augen,
dem bittersüßen Blondhaar, das auf ihre Schultern fiel, dem vanillesüßen
Lächeln, ach, zauberhaft, bezaubernd, magisch", so schwärmte die
Presse von der First Lady des Folk. Man hätte natürlich auch sagen
können, klapperdürr, Pferdegesicht, Wangenknochen, um eine saubere
Linie Kokain drauf zu legen, aber die Jagd auf Joni Mitchell war
zu Beginn der 70er Jahre noch nicht freigegeben - das kam erst später,
als der Rolling Stone es zu seiner Aufgabe machte, Joni Mitchells
Affären mit Graham Nash, James Taylor, Jackson Browne und zahlreichen
anderen Namen aus der Musikszene durchzuhecheln. Was für einen Mick
Jagger cool war, galt noch lange nicht für eine Frau. Aber 1970
war alles noch eitel Speichelleckerei, hatte Joni Mitchell doch,
ohne dort gewesen zu sein, eine quasi-religiöse Hymne über Woodstock
geschrieben, die fast gleichzeitig für sie, CSN & Y sowie Matthews
Southern Comfort zum Monster-Hit wurde. Nach Woodstock wurden fast
ein Jahrzehnt lang alle Platten von Joni Mitchell mehrfach vergoldet;
sie selbst stieg auf zur Grande Dame und Zimtzicke der Hippie-Aristokratie:
"Sie war ein unglaublicher Snob. Wenn sie etwas zu trinken haben
wollte, wandte sie sich an einen anderen Star, der dann einem gewöhnlichen
Sterblichen mitteilen mußte, daß Joni Mitchell Durst habe. Mit jemandem,
der nicht berühmt war, hat sie gar nicht geredet. Das hätte ihre
Aura so sehr beschädigt, daß sie ihre so übermenschlichen Gedanken
nicht mehr hätte denken können."
Nach dem Superstar-Overkill gönnte
sich Joni Mitchell eine Auszeit und reiste viel durch Europa, pflegte
und ruinierte ihre Liebe zu Graham Nash - oder war's James Taylor?
- die wie alle Ex-Lover immer gern zu Musikantendiensten auf späteren
Platten bereit waren, und schrieb eine der aufwühlendsten und persönlichsten
Platten der Popgeschichte: BLUE, 1971 erschienen. Jeder Song ist
leicht nachvollziehbar ein direktes Stück aus Joni Mitchells Leben;
die Katastrophen und Glücksmomente werden einer Öffentlichkeit ungeschützt
preisgegeben, das verlorene Kind, Drogen, der abgelegte Mr. Mitchell,
Sex, die diversen Lover, der Hippie-Tourismus, allerdings auch die
Bindungslosigkeit und, immer wieder, die unterschwellige Kälte,
dazu die unabsichtliche Betonung eines wichtigen Anti-Hippie-Arguments
späterer Jahre: das alles eigentlich bloß ein Spiel abgesicherter
Mittelschicht-Kinder ist, die heim zu Papa und Mama können, wenn's
denn ganz hart kommen sollte...
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WOODSTOCK
CAREY
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