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"Gimme dat harp, boy..." Teil 1 : 2 : 3
Abteilung 6, in der hochmusikalische Amerikaner eine andere Art elektrifizierten Blues suchen, finden und kaputt machen.  
  In den USA stöpselte in den Jahren nach Dylans wegweisendem Sakrileg eine ganze Heerschar von ehemaligen Folkwiederbelebern die Gitarren in billige Verstärker, um über eine angemessene Lautstärke auch zu angemessener Beachtung zu finden. Aber nur wenige spiegelten ihre Befindlichkeit in den trüben Wassern des Blues; Country war angesagt, süßes Landleben, rauh, aber herzlich wie der Schluß von 'Easy Rider'. Blues auf der Höhe seiner Zeit, also auf der Höhe des Jahres Woodstock, machte gerade mal der junge Taj Mahal, der mit Ry Cooder zusammen eine vielversprechende Band namens The Rising Sons vergeigt hatte und schon auf Grund seiner Hautfarbe gern als authentischer Blues-Mann durchgehen konnte: Soviel Gehirnschwurbel und Rezeptionsmißverständis verlangt nach einem gut gepolsterten Platz auf dem Rücksitz dieses Plattensammlungs-Cadillacs: Taj Mahal - so echt wie eine bauchige Rotweinflasche beim Italiener um die Ecke. Allein schon der Name ist ganz weißer Marmor in indischer Nacht, allein schon die gurrende Stimme, der blitzende Blick läßt Mädchenherzen höherschlagen. Sein 'Recycling the Blues & Other Related Stuff' signalisiert bereits im Titel den zeitgemäßen Umgang mit Original-Material; zu sachten Kalimba-Klängen macht sich erst einmal der other related stuff breit, sanft, sachte, akustisches Petting, bis wir uns einer relaxten Blues-Liebesnacht hingeben dürfen, die dem zärtlichen Vorspiel in nichts nachsteht. Gepriesen sei der Mann, der die Pointer Sisters, Ry Cooder, Jesse Ed Davis, Lightnin' Hopkins und Howard Johnson ins Studio locken konnte: So klingt wahrer Crossover, über alle Stile und über die Zeit hinweg, bis in alle Gegenwart, cool.
     Der geistige Vater einer anderen Variante des Crossover, John Lee Hooker, erlebte in jenen frühen siebziger Jahren, als sich der Boogie so fein mit den Hippie-Grooves paaren ließ, mit und neben den Aufnahmen mit Canned Heat seinen dritten Frühling. Ein feiner Bastard, dessen absurder Witz sich erst nach einigen Jahrzehnten weiteren Lebens und Sterbens angemessen erschließt und Stoff bietet für mindestens zwei weinselige Abende voller wüster Geschichten: 'Endless Boogie' eben. Hier wird eine stets nach vorne treibende Musik auf die Gleise des Stereotyps gesetzt und die weißen Mucker setzen den schwarzen Triebwagen so stark unter Dampf, daß sich der endlose Boogie in eine zeitlose Körpermusik übersetzt, die heute Techno oder Jungle heißen würde und vor ein paar Jahrzehnten noch allein das rhythmische Fußstampfen eines Charlie Patton zu den ewig gleichen Geschichten und Scheppertönen seiner Gitarre gewesen ist: Doch das alkoholdrogensexbesessene Tosen um den ewigen Musiker herum ist dasselbe geblieben. Und als Text reicht es, wenn John Lee Hooker alle zwei Minuten "well, well, well" raunzt.

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TAJ MAHAL
'Recycling the Blues & Other Related Stuff' (1972)

 

 

 

 

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JOHN LEE HOOKER
'Endless Boogie' (1971)

 

 

 

 

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