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"I wanna be black" Teil 1 : 2 : 3 : 4
Abteilung 22, in der es sich manche Weißärsche ganz genau überlegen, in wessen Haut sie stecken möchten  
  Der Erfolg kenne keine Hautfarbe mehr, schreibt der Journalist Olaf Karnik in seinem Beitrag zu dem Black-Music-Reader 'Chasin' a Dream'. Und nach fast zwei Jahrzehnten, in denen Michael Jackson die Hitparaden dieses Planeten regierte wie einst nur die Beatles und der King, dessen Tochter er sogar ehelichte, zwei Jahrzehnte, in denen deutsche Fürstinnen einem schwarzen Prince zu Füßen lagen und Whitney Houston in der Rolle von Schneewittchen durchaus denkbar gewesen wäre, möchte man Karnik fast recht geben. Hollywood zum Beispiel: Kein programmierter Kassenschlager ohne einen weißen und einen schwarzen Hauptdarsteller; kein noch so blöder Unterhaltungsstreifen, der nicht einen Schwarzen als Polizeichef oder Richter durchs Bild gehen läßt - als Geste der rassischen Correctness, als positives Rollenmodell für heranwachsende US-Bürger schwarzer Hautfarbe. Und natürlich auch, um die große und freizeitaktive Klientel der schwarzen Großstadtkids in die Kinos zu locken, die sich selbst wiedererkennen will in dem coolen Niggerniggernigger neben John Travolta.
     Da muß man das Mikroskop schon etwas schärfer stellen, um die rassischen und rassistischen Pigmente erkennen zu können. Um mit Amiri Baraka, dem letzten Black-Power-Beatnik und heutigen Kommunisten, zu sprechen: Amerikas Schwarze sind entweder yellow, brown oder black. "Yellow" meint anbiedernd bis zur Selbstverleugnung, rein den Werten der weißen Mittelschicht verpflichtet, sonntags in der falschen Kirche, 'Cosby Family'. "Brown" meint angepaßt, aber der Ungerechtigkeiten, der eigenen Geschichte und Herkunft, der per Definition ungerechten gesellschaftlichen Position wohl bewußt und im Zweifelsfall ebenso stolz darauf, ein Schwarzer zu sein wie ein Amerikaner. Und "black" meint dissident, irrational, antibürgerlich, separatistisch, meint die Nacht, die Illegalität, die Drogen, die Musik. Meint Aggressivität, Widerstand und den Willen, sich keinen noch so kleinen Scheiß mehr gefallen zu lassen.
     Wenn also Michael Jackson "yellow" ist wie ein deutsches Telefonhäuschen aus alten Tagen, war Prince stets "brown". Er zog als Teenager aus, die Musik zu revolutionieren und dem Mainstream seinen guten Namen zurückzugeben. Sein 'Sign O the Times' repräsentiert die achtziger Jahre wie keine zweite Platte, ihren Hedonismus, ihre sexuelle Paranoia, die Wiederkehr der politischen Reaktion, komisch-künstliche Keyboardsounds, Simmons-drums, abartig geformte Gitarren, Tod. Und zugleich konterkariert 'Sign...' diese Zeit, läßt ihre Kälte und Egozentriertheit hinter sich und fragt, was wäre 'If I Were Your Girlfriend' und warum Kinder sterben müssen, weil ihnen auf dem Schulhof Drogen vertickt werden. Dazu baut Prince eine Art Museum der schwarzamerikanischen Musik auf, in dem alles gesammelt ist und ausgestellt wird, auf das ein schwarzer Amerikaner stolz sein kann: der Klang der großen Tanzorchester, die Gitarre von Jimi Hendrix, Funk und Blues, die Inbrunst schwarzer Gottesdienste, Rap, Soul und a capella-Gesang, Steptanz und Fife&Drum-Bands, die zu einem wilden Weekend in den Büschen Tennessees einladen. Mit angemessener Gelassenheit wird auch Rock Springsteen'scher Provenienz eingemeindet ('I'll Never Take the Place of Your Man') oder weiße sophistication mit white trash kombiniert('The Ballad of Dorothy Parker'). Geschlechterrollen lösen sich auf wie Musikstile, übrig bleibt das Zwitterwesen Prince. Dann verschwindet auch der, verschindet in den Gängen des Paisley Parks, verschwendet seinen Namen, verschwendet seine Musik, verschwendet schließlich unsere Zeit. Eine traurige Geschichte.

Genrecheck:
Soul

 

 

 

 

 

Genrecheck:
Funk

 

 

 

 

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PRINCE
'Sign O the Times' (1987)

 

 

 

 

 

 

 

 

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