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Bill Laswell begann seine Karriere in der New Yorker
Avantgardeformation Material und verlor trotz seiner zahlreichen
Produktionsjobs im Mainstream-Segment nie seine Street Credibility:
Sein Name taucht auf Mick-Jagger-Platten ebenso auf wie auf Weltmusik-Produktionen,
auf Freejazz-Metal-CDs oder Dance-Maxis. Unter seiner Anleitung entstand
auch die Doppel-CD 'Axiom Dub - Mysteries of Creation', die
den Science-fiction-Aspekt der einst rein jamaikanischen Dub-Musik
betont und die schlingernden, hallenden Baßfontänen als Antrieb nutzt
für virtuelle Sound-UFOs, die den Weltraum der Möglichkeiten jenseits
unserer bisherigen Klangvorstellungen bereisen. Laswells mothership
wird nicht mehr nach ethnischen Gesichtspunkten bemannt, sondern fliegt
mit einer Crew, die aus The Orb und dem Mad Professor, aus
den DJs Ninj oder Spooky und den Veteranen Sly & Robbie besteht:
ein Allstar-Team, rekrutiert aus den Lagern Illbient, Techno, Drum'n'Bass,
Reggae, No Wave und Krautrock. In seiner Vielfalt einzig und ein Hinweis,
daß zur Jahrtausendwende nicht nur der Erfolg keine Hautfarbe mehr
kennt, sondern Popmusik generell in ein neues, internationalistisches
Stadium eintreten könnte - wären da nicht die hoffentlich kurzlebigen
Versuche, regionale und nationale Märkte zu etablieren und abzuschotten:
"Buy British". In unserem Musterkoffer nimmt 'Axiom Dub' den Platz
des Hoffnungsträgers ein, nach vorne gerichtet, das Soundbrett hoch
auf dem Kamm der Baßwelle, in der praktischen Nutzanwendung weniger
Tanzmusik als After-Hours-Sound: die Musik, zu der aufgeräumt wird,
damit das Leben weitergehen kann. Hier noch ein Schluck Bier, da noch
die Gläser gespült, dort ein letzter Spliff, dann kann morgen die
Zukunft beginnen. |
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VARIOUS ARTISTS
'Axiom Dub - Mysteries of Creation' (1996)
Genrecheck:
Dub
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