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Eher ornamental als abstrakt ist der avancierte Instrumental-HipHop
des kalifornischen DJ Shadow. Er nimmt die Bürde des weißen
Buben auf seine Schultern, mit der falschen Hautfarbe das Richtige
zu tun und bricht die Beats auf, verschnippselt die Klänge ferner
Generationen, samplet und loopt und programmiert, gibt den verrückten
Sound-Professor, verbringt Tage in Second-hand-Plattengeschäften,
um neues Material für seine detektivische Variante von HipHop zu finden,
die er auf 'Endtroducing...' erstmals in Albumlänge ausbreiten
konnte, nachdem sein Name durch Zusammenarbeit mit dem japanischen
Seltsam-HipHop-Menschen DJ Krush und Anerkennung durch die HipHop-Legende
Africa Bambaataa bereits einige Verbreitung gefunden hatte. DJ Shadow
organisiert seine Samples nicht notwendigerweise nach reinen HipHop-Zweckmäßigkeiten
wie Tanzbarkeit, Rap-Tauglichkeit, Insider-Wissen, Gangsta-Coolness,
sondern versucht, zu eigenen Kategorien durchzubrechen, die einmal
den inneren Film mit einem Soundtrack versorgen sollen, mal eine Minimal
Music mit Groove anzustreben scheinen, mal ein rein assoziatives Sound-Spiel
herausfordern: 'What Does Your Soul Look Like?' In unseren Tagen klingt
es perfekt, spannend, neu und frisch. Kann aber gut sein, daß dies
erst die Fingerübungen für eine völlig neue Popmusik der Zukunft sind,
die in zehn oder zwanzig Jahren ebenso belächelt werden wie heute
die Synthesizer-LPs der futuristischen sechziger Jahre. |
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DJ SHADOW
'Endtroducing...' (1996)
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