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Er ist wahrscheinlich der Größte in diesem Buch, über
Einsneunzig, schätze ich mal. Getroffen habe ich ihn nur ein einziges
Mal, Anfang der neunziger Jahre in einem Münchner Studio, als er die
Musik einspielte zu 'Dr. Huelsenbeck's mentale Heilmethode', einem
Hörspiel von Regina Moths und Herbert Kapfer. "Hello, are you Urban?"
fuhr er mich an, als ich durch die Türe kam. Er wartete ungeduldig
auf einen Musiker dieses Namens. "No, I'm German." Er lachte kurz,
brummte was von wegen endlich-einer-mit-Humor und verschwand. Peter
Blegvad kennt sich mit Germans aus: Er musizierte Anfang der siebziger
Jahre mit den inzwischen zu Kultstatus gelangten Krautrockern Faust
und bildete mit Anthony Moore und der Sängerin Dagmar Krause das Trio
Slapp Happy, ehe deren "Naive Rock" in den Avantgarde-Mühlen
von Henry Cow zerrieben wurde. Dabei wäre Peter Blegvad ein
hervorragender Amerikaner gewesen, kann er doch wunderschöne Songs
schreiben, Gitarre spielen wie Zoot Horn Rollo oder T-Bone Burnette
und den Wert zweckfreien Lärms weiß er auch zu schätzen. Oder auch
nicht: Vielleicht versteht Peter Blegvad zuviel von Esoterik und Ezra
Pound und von vorsokratischer Philosophie, um einen brauchbaren Ami
abzugeben, keine Ahnung. Was bleibt, ist eine Schnitzeljagd nach seinen
Platten, da außer zwei unglücklichen, aber keineswegs mißlungenen
Versuchen, bei Virgin Records ein Popstar zu werden, alle Blegvad'schen
Hervorbringungen kleine und kleinste Labels zieren, mal unter dem
Namen des Freundes John Greaves, mal als The Lodge oder gar
Slapp Happy firmieren. Der glückliche Finder von 'Downtime'
wird belohnt mit der perfekten Blegvad-CD. Das Songwriting ist makellos;
die Arrangements sind ausnahmsweise durchgehend hörerfreundlich und
nicht zu bemüht verschroben oder zu slick oder durch Gimmicks zu sehr
beeinträchtigt: rockistische Klassik. Die Gitarrensounds umfassen
den gesamten Kosmos der Popgeschichte, und wer diese zerbrechliche,
traurige Mischung aus Zynismus, Menschenliebe, Frustration und Können
schätzt, der wird 'Downtime' nur mit den besten Freunden teilen wollen:
schlecht für Blegvads Karriere, gut für kleine, gemeine Snobs - wie
mich. |
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PETER BLEVGAD
'Downtime' (1989)
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