|
Ich war immer dagegen, das war eine Frage des Prinzips:
Slade, besonders ihre wahnsinnige Live-Platte 'Alive', ging
noch durch, ebenso Status Quo und manchmal Sweet, aber
T. Rex? Niemals! Da lauerte eine Gefahr in dieser Musik,
in ihrer Effeminiertheit, ihrem Teenage-Apeal, ihrem unwiderstehlichen
Rhythmus, in der Stimme Marc Bolans, im endlosen, nie endenden, stetig
daherrollenden Strom von Hitsingles, eine besser als die andere, 'Get
it on', 'Ride a White Swan', 'Jeepster' - bitte den Rest selbst aufsagen,
kleinen, feinen Mutanten-Boogie im Hinterkopf hören, Lockenkopf sehen,
Kayalaugen, ein Bongosklave im Schneidersitz, Geschichten von Feen
und Autos und Feuersalamandern und weißen Einhörnern. Marc Bolan,
das kleine Szene-Arschloch, hatte den Mumm und den Genius, aus Illusionen
und Halbwissen und minimaler Musik und unter Verzicht auf Drogen und
menschliche Tugenden wie Treue, Verläßlichkeit oder Integrität ganz
großen Warhol-Pop zu basteln, bevor er sich von seiner zweiten Frau
und Sängerin des Originals von 'Tainted Love' an einen Baum fahren
ließ, dreißig Jahre alt und schon ein wenig passé. Nein, T. Rex
durfte man nicht mögen, wenn man ein ernsthafter, junger Mann sein
wollte zu Beginn der siebziger Jahre, aber heute, zur Jahrtausendwende,
darf ich doch in die Knie gehen und bereuen: Er war ein mieser kleiner
Gott und möge mir verzeihen, daß ich ihn immer nur heimlich geliebt
habe. Jeder Tag, an dem man zufällig T. Rex im Radio hört,
ist ein schöner Tag. Jeder Tag, den man damit beginnt, daß man 'Electric
Warrior' aus der kostbaren 101-Sammlung herauszieht und auflegt,
kann nur ein Sonnentag, ein Tag für Trolle und Heinzelmännchen und
kleine Nymphchen sein. |
79
T. REX
'Electric Warrior' (1971)
Weiter
>>
|