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Aus den Heerscharen der britischen Punk- und New-Wave-Kreuzritter
stach besonders die Truppe um Andy Partridge heraus, die die drei
Buchstabe XTC im Schilde führte. Ihr Turbo-Pop der frühen Jahre
war exemplarisch für die Nervosität, die Aufgeregtheit, aber auch
für die formale Strenge und konzeptionelle Intelligenz der Szene:
"This is Pop" kreischten sie mit vollem Recht, um sich nach dem Weggang
des etwas zu schrillen Tastenmannes Barry Andrews in ein selbstreferentielles
Popuniversum emporzuwendeln, das von einigen Zehntausend treuer Fans
bewohnt war, die dann aber doch zu wenige waren, um XTC am
Leben zu erhalten und die Hitparaden-Regierung des Planeten Pop zu
stürzen. XTC bildeten sogar eine eigene Guerillatruppe namens
The Dukes of Stratosphear, sie gaben sich willig in die Hände
des Hit-Schmiedes Todd Rundgren, machten runde Cover und Doppel-LPs
im Schuber, boten die am schönsten verpackten Maxi-Singles der Popgeschichte,
und doch half alles nichts: Ähnlich den Go-Betweens wurde ihre
Einzigartigkeit nicht mit goldenen Badewannen und privaten Karibik-Inseln
entlohnt, sondern lediglich mit der ewigen Zuneigung der zu wenigen
Fans und einem feuchten Händedruck der Plattenfirma. So erwacht der
XTC-Liebhaber an manchem Morgen und pfeift, summt, trällert
seltsam verbogene Melodielinien oder halbvergessene Textfragmente,
um sich, hocherfreut über seine XTC-Platten, die Anschaffung
jeder weiteren Britpop-CD zu sparen. Musterkoffer-tauglich erscheint
mir die Sammlung aller frühen XTC-Singles 'Waxworks - Some
Singles/Beeswax - Some B-Sides 1977 - 1982', weil auf selten organische
Weise das Wachsen der Band wie in einem Entwicklungsroman nachzuvollziehen
ist, mit den B-Seiten quasi als Dreingabe und Apparat: Ambient, Rock'n'Roll,
Beatles, Noël Coward und Mickey Most als Fußnote, Quelle und
Querverweis. Und Fundgrube für DJs und Sampling-Piraten. |
Genrecheck:
New
Wave
83
XTC
'Waxworks Some Singles 1977-1982' (1982)
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