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Frank Zappa war mir als Comic-Figur immer lieber denn
als zeitgenössischer Komponist, Teufelsgitarrist oder Jazzrock-Maestro.
Und seine Fans sind das Nervigste seit der Erfindung des Opern-Abonnements.
Immer muß man sagen, wie gut, wie genial, wie webernmäßig er war,
wie lustig und subversiv und politisch, während sie sich Haargummis
um die grauen Pferdeschwänze zwacken. Darum ein letztes Mal: Frank
Zappa war gut, genial, webernmäßig, politisch, subversiv und lustig.
Und, nein, man muß wirklich nicht alles von ihm haben, speziell nicht
diese jazzigen Endlos-Teile.
Dieses Brett haben andere überzeugender
angebohrt, Miles Davis natürlich, Charles Mingus und Rahsaan Roland
Kirk ganz sicher, Henry Cow wahrscheinlich, Herbie Hancock
vielleicht, John McLaughlin gelegentlich. Aus dem ausgewiesenen Popbereich,
an dieser Stelle auch stellvertretend für die siebziger Jahre ausgewählt,
sei als instrumentales Großwerk 'Resolving Contradictions'
des Roxy-Music-Bläsers Andy Mackay genannt. Diese Platte,
kaum bekannt, vereint auf wunderbare Weise drei wichtige Strömungen
der populären Musik Großbritanniens:
1) Improvisationsmusik, wie sie von Steve Lacy, Evan Parker, Lol Coxhill
auf unterschiedlichste Art zu internationalem Ruhm geführt wurde;
2) Progressive Rockmusik mit einem starken Hang zu linksradikalen
Inhalten und Jazz, wie ihn Matching Mole, Soft Machine und
Henry Cow inszenierten; und
3) Glam in seiner fetischistisch-futuristischen Eurotrash-Variante
namens Roxy Music, die 1972 bereits die achtziger Jahre vollständig
vorwegnahmen und sich folgerichtig seither furchtbar langweilen.
Sei es nun Langeweile oder die Sehnsucht
nach längst vergangenen ProgRock-Tagen, die Andy Mackay gegen Ende
der siebziger Jahre dazu trieben, seine Oboe und sein Saxophon zu
Gunsten quasi-chinesischer Weisen auszupacken: Uns kann es egal sein.
Das Blech blühte, wie schon das Eröffnungsstück 'Iron Blossom' versprach,
und Mackays Vision einer Peking-Oper eröffnet uns Pop-Hörern eine
fast optische Musikwelt, in der Trompentenheerscharen über Hügel eilen,
wo freundliche Arbeiter im Mao-Look sich unterhaken und zu Liedern
der internationalen Solidarität schunkeln, die in Wahrheit keine Klassen-,
sondern Musik-Antagonismen vereinen: rockende Gitarren-Riffs, "asiatisch"
geführte Melodielinien, fiepende, ziepende Attacken von Saxophon und
Synthesizer. Mackays Kunstgriff, seine progressive Kompositionsweise
und elaborierte Musik als geographisch-ideologisch entrücktes Dokument
einer fremden Kultur und Zeit zu verpacken, macht es uns heute leicht,
seine wunderbar gefälschte Ethno-E-Musik den ganzen Hervorbringungen
des Weltmusikmarktes vorzuziehen. |
Genrecheck:
Jazzrock,
Rockjazz, Fusion
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ANDY MACKAY
'Resolving Contradictions' (1978)
Genrecheck:
ProgRock
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