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Unmittelbar neben dieses ursprünglich im seltenen Doppel-Maxi-Format
erschienene Album gehört 'The Low Road' von Beasts of Bourbon,
Australier wie Nick Cave, die in knapp fünf Jahren mit Caves Blues
geschafft haben, wozu die Pop-Historie vor ihnen fünf Jahrzehnte mit
dem Original brauchte: den Blues in Stahlmantelgeschosse zu verwandeln,
in silberne Kugeln meinetwegen, die jeden Satan, jeden Heiland aus
den Latschen kippen lassen. So wie die Stones oder Led Zeppelin
eine den sechziger Jahren gemäße Fata Morgana jenes Blues bildeten,
der um die Jahrhundertwende entstand, so sind Beasts of Bourbon
ein Zerrbild der Stones- und Led Zeppelin-Tage, die
ihre Musik mit der Nonchalance eines Wrestlers zu Gehör bringen. Tief
greifen Baß und Schlagzeug in die Hose, reißen die Gitarren die Kleider
in Fetzen, so laut alles, so brachial, so sexy: vielleicht die letzte
unpeinliche Männer-Platte der Popgeschichte, die schon hinüberlappt
in die Gender-Diskussionen führende Gegenwart, wenn die australischen
Machos einen hyperentfremdeten, von seinen Stones-Eltern noch
schamhaft ins Bootleg-Gewerbe abgeschobenen 'Cocksucker Blues' anstimmen,
der die Geschlechterrollen ebenso erschüttert wie das Herz jedes fühlenden
Menschen. |
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BEASTS OF BOURBON
'The Low Road' (1991)
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