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Abteilung 12 (Fortsetzung) Teil 1 : 2 : 3 : 4
  Ein begnadeter Country-Eklektiker war, auch ohne Synthesizer, Dan Hicks. Eigentlich stammte Hicks aus New Mexico, erreichte aber erste Berühmtheit als Drummer der nordkalifornischen Proto-Punk-Gruppe The Charlatans, die er 1968 zu Gunsten der selbsterdachten Hot Licks verließ, die eine freigeistige Mischung aus Folkies, Rockern und Spinnern waren und ihre Freestyle-Country-Musik auch genau so klingen ließen. Neben Country-Elementen und einem bekennenden Cowboy-Outfit packte Dan Hicks hemmungslos moderne Mainstream-Jazz-Arrangierweisen, den Gitarrensound des Hot Club de Paris, parodistische Elemente, Jug-Band-Klamauk und das Savoir-vivre eines kalifornischen Dandys in seine allen Hörgewohnheiten um zwei Jahrzehnte vorauseilende Hot-Licks-Musik. Auf einem LP-Cover heißt es: "Hicks benutzt Stimmungen und Stimmen aus der Vergangenheit, um das Gehirn seiner Hörer in Richtung Zukunft umzupolen." Und Ben Sidran, Pianist und notorische Kultfigur von eigenen Gnaden, bekennt, wegen eines Gitarrensolos in dem Hot-Licks-Stück 'I Scare Myself' einen Auffahrunfall gebaut zu haben. Die Musik von Dan Hicks zeichnet sich aber nicht nur durch Anstiftung zu verkehrsgefährdendem Verhalten aus: Vor allem ist sie makellos. Spitzengeklöppelt. Porentief rein. Perfektes Handwerk. Außerdem ist sie irgendwie schräg. Champagnertrunken. Beschwipst. Ein erstrebenswerter Zustand. Schließlich ist sie modern. Postpostpost. Glatte, spiegelnde Oberfläche. Hochkomplexe Strukturen. Musik mit beheizten, von innen verstellbaren Außenspiegeln.
     1978 nahm Dan Hicks seine letzte LP für lange Zeit auf; manche hielten ihn bereits für tot und hätten alle Elvis-Compilations und alle Creedence-Clearwater-Revival-Platten verschenkt und das Gesamtwerk von Hank Williams jr. noch dazu gegeben, wenn sie nur mehr eine einzige Platte wie 'Striking it Rich' hätten hören dürfen, auf der Country den Rock ein klein wenig lupft und darunter Jazz und Nachtclubs und Flitter und Dekadenz frech hervorgrinsen. Jaja, frühe, glückliche Jahre. Ihnen folgte die nicht nur Country-Rock-mäßig eher bescheidene Dekade der Eagles und Loggins & Messinas und der Doobie Brothers, die eigentlich nur zwei, drei Jährchen dauerte, aber eben wie ein Jahrzehnt wirkte und deshalb mit nichts anderem als beleidigtem Schweigen bedacht werden soll.

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DAN HICKS & HIS HOT LICKS
'Striking it Rich' (1972)

 

 

 

 

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