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Als hätten sie nur darauf gewartet, daß Menschen wie
Howe Geld von Giant Sand oder Couch-Potatos wie Souled American
ihren Hintern in den Sattel eines neuen Jahrzehnts kriegen würden,
war die Prärie plötzlich voll von leicht bedröhnten White-Trash-Cowboys,
die klingen, als spiele man eine Single des kultisch verehrten Rockabilly-Primitiven
Hasil Adkins auf 33 rpm ab. Der neue Country-Rock reicht von bittersüßen
Lo-fi-Versuchen bis in die Hitparaden, von Smog bis Mazzy
Star. Just in deren Vorprogramm mühte sich 1996 auch Sparklehorse,
die Band von Mark Linkous, der sich mit übergroßem Hut und übergroßem
Ego zu seinem Stuhl auf der Bühne schleppte, gehbehindert, arrogant
wie zehn Rapper, auf sein Stöckchen gestützt wie ein tollwütiger Dandy,
kurz: eine Reinkarnation der Westernlegende Doc Holiday. Im Gepäck
hatten Sparklehorse eine zartbittersüße, oft an der Schwelle des Hörbaren
entlangtorkelnde LP namens 'Vivadixiesubmarinetransmissionplot'.
Ein beiläufig auf der Gitarre gezupfter
Walzer eröffnet das melancholische Werk, wird sofort gestört, nein,
nur eskortiert von schabenden und schleifenden Bandgeräuschen, die
sich schließlich als manipulierte Drehorgelklänge entpuppen, sowie
einer wie durchs Telefon gesungenen Stimme. Wie bei Credence Clearwater
Revival selig ist ein "bad moon on the rise", aber heimlaufen und
verstecken helfen nicht mehr: Der Sänger hat schon den Dolch im Rücken,
wie er behauptet. Dazu gesellt sich ständig und eher diskret ein kompetentes,
nach Stahl und Chrom klingendes, meist akustisches, nicht mehr fröhliches,
keinesfalls lebensbejahendes Musizieren, das von der naiven Lebenslust
der ersten Country-Rock-Versuche nicht weiter entfernt sein könnte.
Hier werden hinter dem Rücken des Hörers Dinge vorbereitet oder getan,
von denen man lieber nichts weiß. |
Genrecheck:
Lo-fi
52
SPARKLEHORSE
'Vivadixiesubmarine-
transmissionplot ' (1990)
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