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Abteilung 14 (Fortsetzung) Teil 1 : 2 : 3 : 4
  Nur so nebenbei und weil sie es ohnehin bereits bemerkt haben werden: Mir geraten selbst harmlose Kapitel über Operetten oder postmodernen Country Rock zum morbiden musique noir-Szenario. Wenn Pop anfängt, das eigene Axiom von der Kurzlebigkeit zu widerlegen und ins Zeitlose zu lappen, dann hat dies paradoxerweise meist mit einer direkten oder unterschwelligen Todesthematik zu tun. Aber ich bemühe mich um ein versöhnliches Ende in Sachen Country: Der nächste Eintrag ins Register der perfekten Plattensammlung betrifft eine CD, die mit einer Rock-Kakophonie beginnt, aus der sich alles entwickeln kann, ein Metal-Album, ein Hardrock-Album, eine avantgardistische Lärmorgie oder, kaum unglaublich, die wohl schönste countrygefärbte Platte der neunziger Jahre: 'Being There' von Wilco. Wilco ist Jeff Tweedys Projekt; parallel zu Wilco ist Tweedy bei der wunderbaren "Faces-für-die-Neunziger"-Combo Golden Smog zugange und in der Vergangenheit lauern Uncle Tupelo, die gern für das Gelbste vom Landei gehalten werden, was in dieser Dekade so passiert ist, naja. Aber lassen Sie sich nicht irre machen: 'Being There' gebührt die Krone. 19 Songs enthält die Doppel-CD, und jeder ist ein Grund genug, Jeff Tweedy mit "Sir" anzureden. Die Kritiker-Kollegen haben natürlich gleich wieder gemäkelt, eine CD hätte gereicht, so sei alles zu lang, breit und reichlich geraten. Aber nein, Einspruch, hoch ist es geraten, hoch, 'Eight Miles High', wenn's denn sein muß. 'Being There' verbindet enzyklopädisch die siebziger mit den neunziger Jahren, versöhnt Faces und Mott the Hoople mit Gram Parsons und Roger McGuinn, verbindet die transatlantische Feedback-Leistung von Alex Chiltons Big Star mit der Sehnsucht eines David Bowie nach einem imaginären Amerika: "I'm afraid of Americans!". Aber das alles muß man nicht kennen und wissen und hören: Es genügt, der romantischen Herzensbrecherstimme Tweedys zuzuhören, den sich türmenden Gitarren, dem relaxten Rhythmus; es genügt, sich den Songs gleich in einen Sessel zu fläzen und einen Trip mitzumachen durch menschenleere, nächtliche Straßen, dabei ein wenig in die erleuchteten Fenster zu blicken, sich ein wenig zu erinnern, sich ein wenig selbst zu bemitleiden, sich zu amüsieren auf eine sehr private Art und Weise. Diese Doppel-CD ist ein guter Freund, vor dem man keine Geheimnisse zu haben braucht und der auch vor einem selbst keine Geheimnisse hat: Nicht umsonst war 'Being There' Monat um Monat und mehr als ein Jahr an der Spitze der Leser-Charts des deutschen Rolling Stone.
     Und zu Jeff Tweedy selbst habe ich einmal gesagt, daß ich es besonders toll fände, daß er keine Angst habe, sich lächerlich zu machen, so offen und alltäglich und betont unmodisch wie sie seien. Er schaute mich verständnislos an und raunzte: "You say, we're not cool or what?" und war den Rest des Interviews über eingeschnappt. Ich hoffe, er versteht nie, was ich gemeint haben könnte.

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WILCO
'Being There' (1996)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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