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Abteilung 15 (Fortsetzung) Teil 1 : 2 : 3 : 4 : 5
  Frippertronics nannte sich dagegen eine Musik, die unspektakulär und leise und beiläufig daherkam und manchmal gern so debil und strohdumm gewesen wäre wie Motörhead. Und im selben Moment die ganze Aufmerksamkeit verlangen wollte. Frippertronics entstand, wenn der britische Gitarrist Robert Fripp seine Gitarre einstöpselte und Mischpult und Bandmaschinen den Rest erledigen ließ. Da klangen kleine, sich wiederholende Gitarrenfiguren auf, mit denen der Meister live interagierte und die er als 'Let the Power Fall' ins Regal schmuggelte: mit der ganzen Autorität eines Rockstars, der mit King Crimson bereits Geschichte geschrieben hatte und sich nun anschickte, die Welt ein zweites Mal zu erobern. Frippertronics waren gewissermaßen die Schnittstelle der seinerzeit gerade aufkommenden New Wave und den Weiten jenes stillen Klangozeans, den die Brian Enos dieser Welt auf einem Dampfer namens "Ambient" bereisten. Die pointilistischen Klangtupfer auf 'Let the Power Fall', die ihren Ursprung als Gitarrensound nur erahnen lassen, sind ein passendes Beispiel für die Fripp'sche Sehnsucht nach einem Publikum, das es zu schätzen weiß, wenn jemand nicht klug und witzig und genial sein will.
     Und wie es eben so ist: All die klugen und witzigen und genialen Platten der Jahre um 1980 tragen heute ihre bemoosten Witzbärte zum Secondhand-Dealer, während Robert Fripps simplizistisches Werk mit seinen kargen und synthetisch erscheinenden Soundscapes dasteht wie die zweidimensionale ARD-Eins inmitten der lächerlichen 3D-Animationen unserer Fernseh-Gegenwart: nämlich supercool. Und während sich im Hintergrund mählich die Spulen der beiden Revox-Bandmaschinen drehen, zu deren Crescendi und Decrescendi der etwas spitzmäusige Fripp seine Saiten anschlägt, kann oben erwähnter Welteroberungsplan des Robert Fripp kurz nachgereicht werden: 1974 hatte Fripp seine Gruppe King Crimson aufgelöst und die Nähe des notorischen Experimentalisten Brian Eno gesucht, der zugegebenermaßen damals im Vollbesitz seiner drei Einfälle war und Fripp die progressiven Flausen der frühen Jahre aus- und die Zukunftsträchtigkeit von Maschinenmusik und kybernetischen Konzepten einredete. So kehrte zu Zeiten von Punk und New Wave, als jeder Mensch von Verstand und Geschmack einen Rick Wakeman zum Frühstück verspeiste, ein ProgRocker von seltenen Gnaden in die Öffentlichkeit zurück, um ihr einen Drei-Stufen-Plan vorzustellen:
1) mit avantgardistischen Solo-Unternehmungen im kleinsten Rahmen Profil und Selbstdisziplin beweisen,
2) im Kontext der New-Wave-nahen Band The League of Gentlemen die Trendsetter und Opinionleader von der eigenen Modernität überzeugen,
3) ein fulminantes und populäres King-Crimson-Comeback zu inszenieren, das die Möglichkeit unterstreicht, phantastische Rockmusik, mitreißende Konzerte vor großem Publikum, Hitsingles und street credibility zu vereinen.
Robert Fripp gelang all dies mit leichter Hand und toller Musik, und wer zwischen 1980 und 1984 nicht zu engstirnig war, um sich einen Auftritt des puterroten Königs anzuschauen, wird sich erinnern, wie vertrackt und vertraut, wie cool und engagiert die vier Musiker mit ungeraden Metren, langen, komplizierten Textzeilen und den gerade angesagten Versatzstücken der Moderne umzugehen wußten. Heute werkelt eine weitere Inkarnation von King Crimson am eigenen Nachruhm, aber die selbstverständliche Richtigkeit der frühen achtziger Jahre ist ihr abhanden gekommen - wie auch Fripps heutige Solo-Musiken bemüht und epigonal wirken im Vergleich zur reinen, technischen Schönheit und Klarheit, mit der er während seines zweiten Frühlings ums Haar die Revolution gewonnen hätte.

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ROBERT FRIPP
'Let the Power Fall' (1981)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Genrecheck:
Ambient Music

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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