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Abteilung 16 (Fortsetzung) Teil 1 : 2 : 3 : 4 : 5
  Der dritte Tenor, ein Bariton for sure, trägt schwarz und kennt die Tiefen, in denen Townes van Zandt irgendwie verloren gegangen ist, kennt aber auch die Höhen, kommerziell und künstlerisch, die das Leben mit einer Gitarre und tausend Geschichten für einen bereithalten kann. Nun, am Ende der Karriere, als alles nach Selbstparodie und Krankheit und Langeweile aussah, kam ein Luzifer oder Gabriel namens Rick Rubin und holte Johnny Cash, den Man in Black aus seiner Sackgasse zwischen Oldie-Show und Hall of Fame. Rubin, Produzent von HipHop und schwerem Schweinerock, nahm den knollennasigen Alt-Outlaw bei der Hand, führte ihn auf den Gipfel eines Berges und zeigte ihm alle Reichtümer dieser Welt: "All dies kann dir gehören, wenn du vor mir auf die Knie fällst und mich anbetest." Johnny Cash meinte, diese Story bereits zu kennen, machte ein leichte Verbeugung und sagte: "Was nun?" Und Rubin, zufrieden mit der Geste des Grandseigneurs, holte ein kleines Tonband aus seinem weiten Mantel und ließ Johnny Cash unbegleitete, finstere Männerlieder singen, die Stimme brüchig, aber voller Würde, die Mundwinkel heruntergezogen: der Bad Lieutenant der Contrymusik. Tote Frauen säumen die Straßen, Jesus flackert als Erlöser durch die Todesphantasien, und man merkt schließlich: Der Man in Black ist mit seinem seltsamen Leben im Reinen und nimmt nun zum Schluß dieses ganzen Spektakels auch noch gern die Rolle des Untoten ein, in einen Staubmantel gehüllt, flankiert von zwei fiesen Hunden, die Verwüstung hinter, das Grauen vor sich. Dabei ist diese Pose so echt wie die in Schönschrift auf lose Schulheftblätter gekritzelten Kindheitserinnerungen, die Cash uns durch Rubin in diesen 'American Recordings' überbringen läßt, so echt wie die Kugeln in John Waynes Colt und so voller Leben wie die Christusstatue in Madonnas Video. Nichts wird freudiger angenommen als eine aus vollem Herzen geschenkte Illusion.

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JOHNNY CASH
'American Recordings' (1994)

 

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