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Bier brauen, Marihuana anbauen, Christbäume verkaufen,
Autos überführen, Comics zeichnen - und alle heiligen Zeiten mal eine
Platte machen: So wird man kein Star, auch wenn man ein paar von denen
kennt und eine Stimme sein eigen nennt, die mal croont wie Julio Iglesias,
mal klassisch Folk skandiert wie Steve Goodman oder gute Laune verströmt
wie Loudon Wainwright III. - was hätte aus Michael Hurley alles
werden können? Jedenfalls ist eine Art Dandy des hippen Hippietums
aus ihm geworden, eine leicht ergraute und betüttelte Legendengestalt,
die in ihrer Hipstergüte ab und zu die Menschheit teilhaben läßt an
der Kunst des elegant-simplen Songwritings und des ganz monumentalen
Singens - ohne die Psychosen eines Townes van Zandt, nicht verzerrt
durch den Superstar-Overkill wie bei Bob Dylan. Und mit 'Watertower'
hat er sein Meisterstück abgeliefert: perfektes Handwerk, pling-plong
Gitarre im krispen Sound, knarziges E-Piano, süße Backgroundstimmen,
kleine, seltsame Geschichten von Widergängern, bemalten Autos, Indianerhäuptlingen
und Hula-Mädchen, vorgebracht mit jener beiläufigen Grandezza, zu
der eben nur Michael Hurley fähig. |
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MICHAEL HURLEY
'Watertower' (1988)
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