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Gleiche Zeit, derselbe Ort: Düsseldorf um 1980. Es gedeiht
dort tatsächlich Moderne, allerdings von Amateuren generiert, von
skurrilen Liebhabern diverser Küchengeräte, ältlich-adenauerischer
Kinderlieder und eines Korg MS 20. Und was damals weit mehr nach Schlager
klang als Kraftwerk, macht zwanzig Jahre später im Spannungsfeld
von Easy Listening und Elektronika avantgardistischen Sinn. Moritz
R, Frank Fenstermacher und Kurt Dahlke hatten einen 'Weltaufstandsplan':
Dilettantismus und ungewöhnliche Instrumentierung sollten jegliche
Verwendung von Rock'n'Roll-Klischées unmöglich machen, ein Do-it-yourself-Ansatz
und eine bonbonbunte Ästhetik gleichzeitig Intellektualismus und Punk-Stereotypen
verhindern. Kein Wunder also, das die Stücke nebeneinander 'Robot-Bolero'
und 'Kleine Schlager-Revue' heißen konnten und in den Texten Generälen
eine Vorliebe für Erdbeereis oder Clowns eine hinterlistige Ader unterstellt
werden konnte.
Musikalisch lehnte Der Plan seine
Pappmaché-Popmusik ein wenig an die Musik der amerikanischen Residents-Cousins
an, aber kaum waren 'Geri Reig' und 'Normalette Surprise'
erschienen (heute glücklich vereint auf einer CD), hatte Der Plan
selbst Vorbildfunktion für die Neue Deutsche Welle und inspirierte
durch sein Selbstvertrauen und die überzeugende Art, wie die Nicht-Musik
funktionierte, einen spätdadaistischen Kreativitätsschub in deutschen
Übungsräumen, der manchen Protagonisten in die Hitparaden, die meisten
aber in die Creative-Abteilungen der Werbefirmen katapultierte: "Kri
kri kra, das Insekt ist wieder da!" Und selbst heute noch muß man
mit einem Bandschnipsel des Plans fragen: "What's that?", wenn
die immer noch die ganze Aufmerksamkeit einfordernde Widersprüchlichkeit
von dunklem Todestann und SPDisneyland aus den Boxen blubbert. Ein
Klassiker. Zwei Klassiker. Und es wundert mich nicht, daß mit Mike
Ink der Adrian Leverkühn der Techno-Abstraktion schon damals seine
Finger an Knöpfchen und Reglern hatte. |
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DER PLAN
'Geri Reig/Normalette Surprise' (1980/81)
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