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Irgendwie waren Robert Görl und Gabi Delgado Verräter.
Nicht gleich zu Beginn der neuen Deutschen Welle. Da gehörten sie
noch zu den guten Punks aus dem Ratinger Hof; dann waren sie mutige
Emigranten in London, die Platten für Mute Records machten, 'Die Kleinen
und die Bösen' etwa, Post-Punk, Geräusche für die Zukunft. Und dann
tauschten sie das Tiptop-Image des armen Künstlers gegen ein hyperslickes
Styling als Bodybuilder mit Designer-Schweiß und einen Vertrag mit
dem größenwahnsinnigen Virgin-Label, das die Deutsch-Amerikanische
Freundschaft stracks in die Hitparaden führen konnte und auf die
bunt-dummen Seiten der Boulevardzeitungen und in die schlau-dummen
Diskutierseiten der Linkspresse: "Tanz den Mussolini; tanz den Adolf
Hitler. Bewege deinen Hintern..."
Die NDW kam so zu ihren ersten Stars
und Haßobjekten, die Welt zu drei grandiosen LPs mit fetten Rhythmen,
kurzen Slogans, atemlos gebellter Geilheit - an manchen Tagen sage
ich auch: "Klingt wie Peter Maffay mit Verstopfung..." - vitalistischer
Minimalismus, die Zukunft also, Techno, big beats, alles das 15 Jahre
zu früh: ein Wetterleuchten. Und heute, da der Horizont brennt, bieten
'Alles ist gut' und seine beiden Nachfolger ein kühles Reservat
der Einfachheit, der Augenfälligkeit, der Reduziertheit, der großen
Pop-Art. So modern konnte Musik sein, die in die Hitparaden kam, unfaßbar.
Relativiert 90% des mir bekannten Techno-Outputs. Verstellte später
den Blick auf Gabi Delgados postmoderne Solo-Platte. Verstellt heute
den Blick auf Robert Görls Aktivitäten. So breit war die Musik. |
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DEUTSCH-AMERIKANISCHE FREUNDSCHAFT
'Alles ist gut' (1981)
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