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Abteilung 23 (Fortsetzung) Teil 1 : 2 : 3 : 4 : 5 : 6
  Das Debüt von David Byrne, einer Art intellektuellem Großcousin von John Cale und Lou Reed, und den Talking Heads gehört heute zu den überschätztesten Platten auf diesem Planeten: Wie so viele Meilensteine der siebziger Jahre wirkt auch Byrnes damals revolutionärer 'Psychokiller' hüftsteif und lahm. Die Rezeptionsgeschwindigkeit hat sich in diesen gut zwanzig Jahren derart erhöht, daß man sich 'Talking Heads 77' nur noch mühsam durchquälen kann. Okay, die Talking Heads haben schieben geholfen, damit die New Wave ansprang, immerhin, sie haben ein paar gute und ein paar bemühte Platten gemacht: Aber wann hat irgendwer diese Platten zum letzten Mal gehört? David Byrne hob nach Auflösung seiner Erstsemesterkapelle gleich in die Sphären der hohen und hehren Kunst ab und scheint erst jetzt, gegen Ende der neunziger Jahre wieder in die Erdatmosphäre einzutauchen: als Chef eines Labels, das Erfolg sucht. Als Solokünstler, der mit 'Feelings' eine CD vorgelegt hat, die alles in den Designer-Schatten stellt, was ihm früher aus den Gitarren geflossen ist. Nur ist er selbst nun leider out, ein nostalgisches Beiprodukt zu den achtziger Jahren, eine Sättigungsbeilage, die kein Hipster mehr ins Menü aufnimmt. Aber ich bitte, diesen Kardinalfehler nicht zu begehen: Zu intelligent sind die Texte in einer an guten Texten armen Zeit, zu filigran und trotzdem druckvoll die Produktion, zu klug und nachgerade verwegen sind die Arrangements, zu wagemutig die Stimme: zu perfekt diese CD, die auf selbstverständliche Weise Arabien mit der Westcoast, New Wave mit Streichquartett, Südamerika mit Iggy Pop verbindet. Klingt abschreckend, oder? Aber "selbstverständlich" heißt in diesem Fall, daß einem die Bastardisierung einleuchtet, wenn sie David Byrne, und nur er, vollzieht. Diesmal hat er die Zutaten unter Kontrolle. Diesmal wird aufgegessen. Diesmal ist die Musik keine Blaupause für aufstrebende Menschen aus der Werbebranche, sondern die Spätvollendung eines zu früh Abgeschriebenen.

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DAVID BYRNE
'Feelings' (1997)

 

 

 

 

 

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